EuGH-Urteil- Zukunft des Schufa-Scores auf dem Prüfstand - Dr Thomas Schulte

EuGH-Urteil: Zukunft des Schufa-Scores auf dem Prüfstand

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat das automatisierte Scoring der Schufa hinterfragt. Diese Entscheidung könnte tiefgreifende Veränderungen für Verbraucher und Unternehmen bedeuten. Schließlich beeinflusst der Schufa-Score Kreditvergaben, Mietverträge und weitere finanzielle Entscheidungen erheblich.

Rechtsanwalt Dr. Thomas Schulte aus Berlin analysiert die Auswirkungen dieses Urteils. Er zeigt, welche Optionen Betroffene nun haben und wie sich Unternehmen darauf einstellen müssen.

Die Schufa und ihr umstrittenes Scoring

Als führende Wirtschaftsauskunftei in Deutschland spielt die Schufa eine entscheidende Rolle bei der finanziellen Beurteilung von Privatpersonen. Banken, Vermieter und Telekommunikationsanbieter verlassen sich auf die Daten, um die Kreditwürdigkeit eines potenziellen Kunden einzuschätzen.

Der Score basiert auf mathematisch-statistischen Verfahren, die verschiedene Informationen miteinander verknüpfen. Doch genau diese Praxis ist in die Kritik geraten. Studien, darunter eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb (2021), weisen auf ein hohes Maß an Intransparenz hin. Solche algorithmischen Prozesse bergen zudem ein Risiko für versteckte Diskriminierung.

Das EuGH-Urteil könnte in diesem Bereich eine grundsätzliche Neuausrichtung bedeuten.

Automatisierte Entscheidungen: Grenzen der DSGVO

Der Schufa-Score dient oft als ausschlaggebendes Kriterium bei Vertragsentscheidungen. Doch der EuGH stellte am 7. Dezember 2023 klar: Erfolgt eine Entscheidung maßgeblich auf Grundlage eines automatisierten Scorings, handelt es sich um eine vollautomatisierte Entscheidung im Sinne von Artikel 22 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Eine solche Vorgehensweise ist jedoch nur eingeschränkt zulässig. Vor allem muss eine menschliche Überprüfung sichergestellt sein. Das deutsche Recht erlaubt derzeit unter bestimmten Bedingungen eine Abweichung, doch diese nationale Regelung könnte durch das Urteil ins Wanken geraten.

Dr. Thomas Schulte erklärt:

*“Die Entscheidung des EuGH hat Signalwirkung. Unternehmen können sich nicht mehr allein auf den Schufa-Score verlassen. Verbraucher haben ein Recht darauf, dass ihre finanzielle Situation individuell bewertet wird. Banken müssen ihre internen Prozesse überdenken und alternative Bewertungsmethoden erwägen.“*

Der konkrete Fall: Klage gegen die Schufa

Auslöser für die Entscheidung war eine Klage, die beim Verwaltungsgericht Wiesbaden eingereicht wurde. Eine Frau hatte keinen Kredit erhalten und wollte wissen, wie ihr Score zustande gekommen war.

Die Schufa verweigerte jedoch Einblick in das Berechnungsverfahren. Das Unternehmen argumentierte, dass diese Informationen Geschäftsgeheimnisse seien. Der Fall gelangte schließlich vor den EuGH.

Die Verweigerung der Transparenz ist kein Einzelfall. Eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (2020) zeigt, dass zahlreiche Unternehmen, die algorithmische Entscheidungen nutzen, die genauen Rechenmethoden verschleiern. Für Verbraucher bedeutet das eine erhebliche Rechtsunsicherheit.

Dr. Thomas Schulte betont:

*“Sollte das Verwaltungsgericht Wiesbaden die deutsche Sonderregelung für unzulässig erklären, könnte das das Ende der bisherigen Scoring-Praxis bedeuten. Verbraucher hätten künftig bessere Chancen, falsche oder fehlerhafte Bonitätsbewertungen anzufechten.“*

Welche Veränderungen ergeben sich für Verbraucher?

Fällt die bestehende Ausnahmeregelung des Bundesdatenschutzgesetzes, müssten sich Verbraucher und Unternehmen auf tiefgreifende Änderungen einstellen.

Mögliche Folgen:

  • Mehr Transparenz: Verbraucher könnten in Zukunft leichter nachvollziehen, wie ihr Score berechnet wurde. Studien wie die der Universität Mannheim (2021) belegen, dass undurchsichtige Bonitätsbewertungen oft zu ungerechtfertigten finanziellen Nachteilen führen.
  • Individuellere Prüfverfahren: Banken und Vermieter wären gezwungen, Entscheidungen differenzierter zu treffen. Das könnte alternative Bewertungsmethoden fördern, die fairere Kreditentscheidungen möglich machen.
  • Aktive Zustimmung notwendig: Personen müssten künftig explizit einwilligen, damit ihr Score für Vertragsentscheidungen verwendet wird. Dadurch erhielte jeder mehr Kontrolle über seine Finanzdaten.

Dr. Thomas Schulte empfiehlt:

*“Verbraucher, deren Antrag wegen eines niedrigen Schufa-Scores abgelehnt wurde, sollten prüfen lassen, ob diese Entscheidung rechtmäßig war. Das Urteil eröffnet neue Möglichkeiten, Fehler oder Missverständnisse erfolgreich anzufechten.“*

Rechtlicher Beistand für Betroffene

Verbraucher stehen oft vor komplizierten Rechtsfragen, wenn es um die Schufa geht. Ohne juristische Unterstützung bleibt der Weg zu einer erfolgreichen Anfechtung in vielen Fällen versperrt.

Dr. Thomas Schulte bietet gezielte Unterstützung bei:

  • Einsicht in gespeicherte Daten: Jeder Bürger hat das Recht, seine Schufa-Daten kostenlos einzusehen.
  • Löschung falscher oder veralteter Einträge: Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Bundesverband (2022) ergab, dass rund 30 Prozent der Schufa-Einträge fehlerhaft oder überholt sind.
  • Anfechtung automatisierter Entscheidungen: Das EuGH-Urteil bietet eine neue Grundlage, um gegen ungerechtfertigte Ablehnungen von Krediten und Mietverträgen vorzugehen.

Betroffene können sich an folgende Adresse wenden:

Anwaltskanzlei Dr. Thomas Schulte
Malteserstraße 170
12277 Berlin

Telefon: +49 30 221922020
E-Mail: law@meet-an-expert.com

Dr. Thomas Schulte, erfahrener Rechtsanwalt und führender Vertrauensanwalt des ABOWI Law Netzwerks, berät Mandanten bei Fragen rund um digitale Kommunikation, Vertragsrecht und komplexe finanzielle Entscheidungen. Besonders im Bereich der Bonitätsprüfungen sorgt seine Expertise für Klarheit und Sicherheit.

Fazit: Ein Wendepunkt für das Scoring-System?

Das EuGH-Urteil könnte das Ende der bisherigen Schufa-Praxis bedeuten. Während Verbraucher von mehr Transparenz und gerechteren Entscheidungen profitieren könnten, müssen Banken und Unternehmen ihre Methoden grundlegend überarbeiten.

Vertraut die Schufa weiterhin auf undurchsichtige Algorithmen, könnten rechtliche Auseinandersetzungen zunehmen. Klar ist: Betroffene haben jetzt stärkere Rechte und sollten diese gezielt nutzen.

Die Artikel Highlights

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

Der Beitrag schildert die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung. Internetpublikationen können nur einen ersten Hinweis geben und keine Rechtsberatung ersetzen.

Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
23. Jahrgang - Nr. 10526 vom 6. März 2025 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich