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Arbeitskreis: Wirtschaftskriminalität und Opferschutz

Nach der Auftaktveranstaltung von Dr. Thomas Schulte und Carsten Beyreuther, die gemeinsam das neue Projekt rund um Wirtschaftskriminalität, Betrug, Steuerdelikte und Opferschutz erörtern, erarbeiten mit dem dafür gegründeten Arbeitskreis nun weitere Themenpunkte heraus, um zu Lösungen zu gelangen.

Hintergrund ist das absolute Versagen des Staates im Bereich Opferschutz vor Wirtschaftskriminellen, Betrügern und Steuersündern und der Wunsch der beiden – ethisch korrektes Handeln in den Vordergrund der Tätigkeit zu stellen. Carsten Beyreuther, Teamchef von beyreutherTRAINING und bekannter Verkaufstrainer, Speaker und Coach und Dr. Thomas Schulte, Rechtsanwalt und prominenter Anlegerschützer erläutern die Problemstellung.

Was ist der Hintergrund und was sind die Fakten?

 

Carsten Beyreuther:  Als erstes müssen die Fragen: „Wo kommt Wirtschaftskriminalität her? Welche Auswirkungen hat sie und welche Motive gibt es hierfür?“ hinterfragt werden. Dazu ein Beispiel:  Der Typ ist gut angezogen, fährt ein schickes Auto, ist smart, ist erfolgreich. Er kennt die Vorzüge seines Produkts. Er beschreibt seine Ware in allen Farben des Regenbogens. Er duftet gut. Reden kann er wie ein Wasserfall. Ein Verkäufer, eins ist klar, er weiß seine Kunden zu begeistern. Er stellt die Vorzüge seines Produkts erfolgreich dar. Er überzeugt und verkauft. Ist er damit automatisch ein guter Verkäufer? Ist sie mit derartigen Eigenschaften wirklich eine talentierte Sales Person? Auch Betrüger können erfolgreich sein! Es gibt nicht nur schwarz und weiß oder seriös und unseriös. Die Motivation des Handelns erfolgt nach einer ganzen Farbpalette und manchmal fühlt es sich nur ein ganz klein wenig betrügerisch an. Es kommt also immer auf die Sichtweise an, denn der Motor ist der Erfolg, danach nochmals Erfolg und wenn es einmal funktioniert, warum kein nächstes Mal, so schnell kommt man schon nicht ins Gefängnis, wer sollte von einer solchen Kleinigkeit erfahren?

Diese Denkweise entwickelt sich zu einer Spirale, die ganz harmlos anfängt und sich immer schneller und weiter dreht, bis man nicht mehr hinaus kommt und dann ist der Weg aus der Kriminalität schwer zu verlassen. Somit möchten wir Lösungen finden, wie mit diesem Thema umgegangen werden soll. Dabei wurden schon viele verschiedene Ansätze verfolgt. Beispielsweise sollte in der DDR durch den Sozialismus die Wirtschaftskriminalität im Keim erstickt werden. Einige Denkmodelle sind gescheitert, anderen konnten nicht wirklich effektiven Schutz des Opfers gewährleisten. Wir wollen ein neues Denkmodell bereitstellen, was die Probleme der anderen vermeidet und für einen effektiven Opferschutz steht.

Was ist der Ansatz und warum ist Rehabilitation so schwierig?

 

Dr. Thomas Schulte: Schwerpunkt des Arbeitskreises ist, dass wir sozialschädliches Verhalten identifizieren und uns fragen müssen, warum die Rehabilitation und auch der Schadenersatz durch solche Täter so schwierig ist. Das größte Problem ist, dass das Gewinnen des Prozesses vor Gericht grundsätzlich nicht sofort finanzielle Auswirkungen auf unseren Mandanten hat. Im Idealfall zahlt der Täter den vom Gericht zugesprochenen Schadenersatz an den Mandanten. Doch leider sehr oft, und das vor allem in der Wirtschaftskriminalität, kann der Täter finanziell gesehen die horrenden Schadenssummen, die er einst verursachte, gar nicht begleichen. Die Opfer sehen in den meisten Fällen ihr Geld nie wieder, welches ihnen theoretisch zusteht.

Welche Motivation treibt Betrüger an?

 

Carsten Beyreuther:  Kriminalität besteht aus zahlreichen Motiven. Die Bandbreite reicht da von Minderwertigkeitskomplexen bis hin zu einem schlechten sozialen Umfeld. Die Wirtschaftskriminalität bringt allerdings zusätzliche Problemfelder mit sich. Während der Schläger und Mörder sein Opfer zumeist direkt in die Augen sehen kann, zu ihm also echten menschlichen Kontakt hat, ist dies in den meisten Fällen der Wirtschaftskriminalität nicht der Fall. Der Kriminelle sieht sein Opfer nicht. Es entsteht oftmals kein direkter Kontakt. Augen, die man nicht sehen kann, können besser lügen. Somit entsteht auch keine persönliche oder emotionale Bindung. Dadurch sinkt die Hemmschwelle für eine Tatbegehung erheblich. Außerdem ist die Hemmschwelle auch dann eine geringere, wenn der Täter ein unsichtbares Rechtsgut, das Vermögen, schädigt, als wenn der Körper und deren Integrität angegriffen werden.

Dr. Thomas Schulte: Ein weiterer Punkt ist dabei vor allem die Anzahl der Opfer. Bei dieser Art von Straftat federt aus Sicht des Täters jedes weitere Opfer die Tat nur ab. Nimmt der Täter einer Person 100 € weg, wiegt das schlimmer, als wenn der Täter 100 Personen einen Euro wegnimmt. Zudem resultieren die Tatbegehung aus mehreren seit Urzeiten bekannten natürlichen Trieben:  Die menschliche Gier und dem Überlebenstrieb. Es geht in der Wirtschaft oft ums nackte Überleben, dabei gilt zumeist der Grundsatz: „Survival of the fittest“ – der Stärkere überlebt.

Welche Lösung benötigt man für dieses Problem?

 

Carsten Beyreuther: Um der Problematik auf den Grund zu kommen, benötigen wir eine neue Denkweise. Über die Opferseite wissen wir viel, was geht in dem Täter vor? Warum konnte es überhaupt soweit kommen? Welche Erfahrungen, Ereignisse und Erlebnisse haben z.B. die Hemmschwelle der wirtschaftlich-ethischen Verantwortung herabgesetzt? Sind Täter auch Opfer? Erst wenn verstanden wird, warum und weshalb diese Handlungen passieren konnten, kann Einsicht erlangt werden. Denn der Täter muss einsehen, dass das Geld an das Opfer zurückzuzahlen ist. Erst dann ist die Wiedergutmachung erfolgreich und Opfer und Täter können in Frieden neu beginnen. Ein Weg dahin ist die direkte Konfrontation mit dem Täter. Dabei muss natürlich darauf geachtet werden, dass der Täter in einer vertrauensvollen Atmosphäre befragt wird und mit ihm auf einer menschlichen Ebene umgegangen wird. Das Opfer muss aber auch all diese Mechanismen verstehen. Dafür werden sogenannte Mediatoren benötigt.

Dr. Thomas Schulte: Um auf längerem Zeitraum, bzw. dauerhaft erfolgreich dieses Konzept umsetzen zu wollen, müssen wichtige Denkmodelle wie zum Beispiel die der Wirtschaftsmediation und des Vergleiches ausgewertet,  integriert und umgesetzt werden. Die Wirtschaftsmediation verzeichnet dabei immer wieder große Erfolge. Durch das strukturierte Verfahren soll es zu einer  konstruktiven Beilegung des Konfliktes kommen. Keinem – weder Opfer noch Täter –  ist damit geholfen, den Täter lediglich auf die justizielle Schlachtbank zu schicken, anstatt ihm zu helfen, sich für wirtschaftlich ethisch korrektes Handeln erfolgreich einzusetzen, denn das Gefühl etwas Gutes für Wirtschaft und Gesellschaft erbracht zu haben, zahlt sich auf lange Sicht wesentlich stärker aus.

Über die Erfolge wird in den Medien berichtet

Die Artikel Highlights

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

Der Beitrag schildert die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung. Internetpublikationen können nur einen ersten Hinweis geben und keine Rechtsberatung ersetzen.

Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
22. Jahrgang - Nr. 882 vom 13. November 2012 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich