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Bäume als Investment – Ein Blick auf die Anlagen der Life Forestry Switzerland AG und der Green Planet AG

Oder was haben Google Earth, der Holländer Willi Smith mit Geldanlagen zu tun? Nichts – zugleich ein Beitrag zu Green Planet AG – von Dr. Thomas Schulte und Team und Dr. Thomas Schulte, Rechtsanwälte in Berlin

Willi Smith rettet in Borneo den Regenwald, betreibt Wiederaufforstung und wird von Google Earth unterstützt, http://www.youtube.com/watch?v=-JhcRKlGuCA, …. Spender können sozusagen sehen, was mit ihren Geldern geschieht… so wurde der Holländer zum Ritter geschlagen und in seiner Heimat gefeiert….; einige Firmen, die mit Anlegern Geld mit Bäumen verdienen wollen, sind auch in den Niederlanden pleite gegangen… lohnt sich denn für deutsche Investoren ein Investment?

Sind Bäume eine lohnenswerte Anlageform

Im Internet taucht verstärkt Werbung für Investitionen in Teakholz, welches als Edelholz gilt, auf. Dabei werden für eine Investition Renditen bis zu 12% p.a. versprochen. Eines der Unternehmen, die hier sehr fleißig Werbung machen, ist die Life Forestry Switzerland AG, die von Carl-Lambert Liesenberg geleitet wird und Ihren Sitz in Stans, in der Schweiz hat. Die Investitionsmöglichkeit wird im Folgenden mit Vor- und Nachteilen am Beispiel einer Plantage in Ecuador vorgestellt. Dr. Thomas Schulte und Team (Rechtsanwalt): „Da es sich um Handelsgeschäfte handelt gilt das allgemeine Anlegerschutzrecht nicht.“

Das System „Anleger investieren in Bäume“

Die Grundidee hinter dem „Anlagemodell“ ist recht simpel. Man schließt mit der Life Forestry Switzerland AG einen Kauf- und Dienstleistungsvertrag ab. Der Kaufvertrag bezieht sich auf die Teakbäume, die in Ecuador (alternativ: Costa Rica) frisch gepflanzt wurden und der Dienstleistungsvertrag auf die Pflege und Aufforstung der Bäume. Die Life Forestry Switzerland AG ist zunächst Inhaberin der Bäume und die Life Forestry Ecuador S.A. ist Eigentümerin von Grund und Boden. Die Bewirtschaftung findet wiederum durch die Plantation Mangement Ecuador S.A. statt. Durch die verschiedenen Firmen soll sichergestellt werden, dass die Eigentums- und Beschäftigungsverhältnisse klar getrennt und geregelt sind und dass immer Experten vor Ort sind, die sich um die Plantagen kümmern. Die Teakbäume werden dann, so der Plan, für 20 Jahre auf der Plantage gezüchtet und letztendlich abgeholzt und verkauft.

Wie kommt es zu der hohen Rendite?

Man muss sich jedoch die Frage stellen, wie es zu der hohen Rendite kommt und wie die dahinterstehenden Firmen und Mitarbeiter bezahlt werden können. In den Berechnungsbeispielen der Life Forestry wird mit bis zu 12% Rendite p.a. geworben. Es wird aber nicht so wirklich klargestellt, dass es keine jährliche Auszahlung gibt, sondern dass man vielmehr erst nach 10 Jahren die erste Auszahlung erhält. Die Berechnung der Rendite wird unter der Heranziehung historischer Daten zur Entwicklung des Holzpreises gemacht. Demnach wird davon ausgegangen, dass der Holzpreis jährlich um 6 % steigt. Die Bäume wachsen für 20 Jahre und werden dann abgeholzt. Man investiert also nicht im klassischen Sinne in ein Kapitalanlagemodell mit jährlichen Zinsen, sondern in den Verlauf der Natur, denn die Bäume müssen einfach nur wachsen. Man profitiert am Ende, so die Theorie also schlicht vom Wertzuwachs der Ware. Bei den Berechnungsprognosen wird von der Life Forestry ein „worst-case-Szenario“ angeführt. Nach diesem Beispiel bleibt der Holzpreis in den nächsten 20 Jahren auf dem Niveau von heute. Doch selbst mit diesem Modell soll noch eine Rendite von etwas mehr als 4 % pro Jahr erreicht werden.

Momentan liegt der Anstieg des Holzpreises nach Angaben der Life Forestry Switzerland AG bei 15 % p.a. Die Bäume können unter dieser Voraussetzung für einen geringen Preis gepflanzt und Jahre später zu einem hohen Preis weiterverkauft werden. Life Forestry schreibt schon in ihren AGB, dass beim Verkauf 10% des Brutto-Verkauf-Erlöses als Bewirtschaftungs- und Verarbeitungsgebühr einbehalten werden. Die Anbieter sind also selbst von einem steigenden Holzpreis abhängig, um Ihre Kosten zu decken.

Was ist Teakholz überhaupt?

Teakholz ist eine der beliebtesten Holzsorten, da es aufgrund der hohen Dichte als schwer entflammbar gilt und äußerst massiv ist. Es ist aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften zur einfachen aber dennoch hervorragenden Verarbeitung und deshalb als sog. Edelholz bekannt. Heimisch sind die Teakbäume in den Monsunwäldern Süd- und Südostasiens. Das Teakholz wird in den westlichen Ländern vor allem für Möbel u.ä. verwendet. Die Wertsteigerung und Beständigkeit des Holzes ist mit den neuen Märkten und Bedürfnissen vor allem von Schwellenländern und China zu erklärbar. Das Holz ist allgemein als Baurohstoff sehr beliebt und wird weltweit benötigt.

Biologisch und moralisch sicher?

Um von dem einfachen System weiter zu überzeugen, wirbt die Life Forestry mit einer engen Zusammenarbeit mit der Regierung und den lokalen Behörden und auch damit, dass der Geschäftsführer Liesenberg zum Friedensnobelpreisträger Oscar Arias Sanchez eingeladen wurde. Besonders stolz ist die Life Forestry Group auf ihre FSC-Siegel. Dieses Siegel ist international anerkannt und soll einen hohen Sachwert und eine hochklassige Herstellung sicherstellen. Man verpflichtet sich sogar, alle Bäume mit einem solchen Siegel ausstatten zu lassen. Im Handelsblatt wird dazu allerdings geschrieben: „Im telefonischen Beratungsgespräch ist jedoch zu erfahren, dass die Bäume erst im Alter von vier bis sechs Jahren zertifiziert werden. Demnach scheint der Kunde also keine Sicherheit zu haben, dass sein Holz das Gütesiegel erhält.“ Liesenberg verweist in diesem Zusammenhang auf ein vertragliches Rücktrittsrecht, falls das Holz kein Gütesiegel erhält.

Eine besonders hohe Qualität ist damit allerdings nach Meinung vieler Experten nicht sichergestellt. Teakholz wird erst in seiner natürlichen Umgebung, also in den Laub- und Mischwäldern Asiens besonders „edel“ und benötigt dort eine deutlich längere Wachstumszeit als 20 Jahre. Das Prädikat „besonders gutes Edelholz“ hat das Teak, für das häufig eine Rodung von Teilen des Regenwalds stattfindet, erst nach 50 Jahren Wachstum verdient. Die Life Forestry selbst distanziert sich aber von einer Rodung und Abholzung des Regenwalds und zeigt sich in der Öffentlichkeit entsetzt darüber. Dennoch muss bezweifelt werden, dass das Holz im Endeffekt die außergewöhnliche Qualität besitzen wird, für die es ursprünglich bekannt wurde. Ein FCS-Gütesiegel nach 4-6 Jahren kann diesen Standard auch nicht zwingend garantieren.

Risiken einer Investition

Die Investition wirbt mit viel Offenheit und Einfachheit für eine hohe Rendite. Allerdings wird keinerlei Garantie für eine positive Entwicklung der Investition übernommen. Im Gegenteil wird am Ende der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) unter Punkt 20 auf die Möglichkeiten von politischen und ökologischen Risiken bis hin zum Totalverlust hingewiesen.
 
Allgemein gilt die außenpolitische Situation Ecuadors momentan als gesichert. Innenpolitisch hat das Land aber dennoch mit einigen unbequemen Tatsachen zu kämpfen. So belegt das Land im Korruptionsindex von Transparency International derzeit nur Platz 102 von 175. Unter diesem Hintergrund ist zumindest eine gewisse Vorsicht geboten, wenn auch kein allzu großes Risiko für eine Investition davon ausgehen sollte.
 
Ecuador und auch Costa Rica, in denen sich die Plantagen der Life Forestry Group befinden, haben jedoch mit einigen natürlichen Risiken zu kämpfen. So sind in beiden Ländern noch etliche aktive Vulkane vorhanden und auch massive Regenfälle mit enormen Überschwemmungen sind nicht auszuschließen. Costa Rica liegt darüber hinaus auch in der Hurrikan gefährdeten Zone. Naturkatastrophen gehören in Ecuador und Costa Rica also schon fast zum Alltag, wodurch sich aber gerade für frisch gepflanzte Bäume ein hohes Risiko ergeben kann. Die Garantie der Life Forestry Group, bei massiven Schäden von mehr als 10 % in den ersten vier Jahren für Nachbesserung zu sorgen, unterstreicht das ein wenig.
Ein weiteres Risiko besteht natürlich darin, dass man bei der Investition nur von historischen Mittelwerten ausgehen kann und die Life Forestry Group keinen reellen Einfluss auf die Entwicklung des durchschnittlichen Marktpreises hat. Eine Gefahrenabwehr ist darüber hinaus ebenso unmöglich. Der „Anleger“ trägt das Risiko des Totalverlustes und bekommt erst nach 10 Jahren eine erste Auszahlung, wenn alles überhaupt funktioniert und sich die oben genannten Gesellschaften so lange am Markt halten.

In diesem Zuge sollte noch auf einige Firmen verwiesen werden, die ebenfalls an „Edelholz-Investitionen“ beteiligt waren und mittlerweile aus verschiedenen Gründen vom Markt verschwunden sind. Beispielsweise wurde kürzlich über das Vermögen der Green Planet AG das Insolvenzverfahren eröffnet.  Die Green Planet AG war eine deutsche Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt. Bislang sind alleine durch die Green Planet AG weit über 600 geschädigte Anleger bekannt. Die genauere Zahl dürfte erst im Laufe der Zeit bekannt werden, da es über die Machenschaften der Green Planet AG nur mangelhafte bis gar keine Dokumentation gibt. Es könnten also weitere Gläubiger auftauchen.

Bereits 2006 wurde der Konkurs über die Prime Forestry Switzerland AG eröffnet. Auch die in den Niederlanden und Belgien ansässige Top Teak BV ist wieder vom Markt verschwunden. Alle drei Unternehmen haben gemeinsam, dass sie zusammen mehrere tausend Investoren mit erheblichen Verlusten zurücklassen oder zurückließen.
 
Die Risiken einer Investition in eine Teakholzplantage sind den ersten Erfahrungen nach, als hoch einzuschätzen. Man steht vor dem Problem, dass man die Vorgänge nur schwer überprüfen kann. Auch ein virtueller Punkt bei Google Earth, kann nicht den Beweis erbringen, dass man tatsächlich an einer Teakholzplantage beteiligt ist.

Kosten für Mitarbeiter und Werbung

Unklar ist, wie hoch die Kosten innerhalb der ersten zehn Jahre sind, die die Gesellschaft für die Pflanzung und Pflege, vor allem aber für Vertrieb und Werbung hat. Hochglanzbroschüren und Werbung im Internet kostet schließlich Geld. Das gilt auch für die Mitarbeiter der Gesellschaft, die auch gerne mehrfach anrufen und Emails schicken. Wer zudem ökologisch und fair Geld verdienen will, muss sich auch Gedanken um die Löhne der Mitarbeiter im Herkunftsland machen. Dies wird aber bisher wenig thematisiert.

Fazit

Man muss der Life Forestry Group auf jeden Fall zu Gute halten, dass sie sehr offen mit ihrem Geschäftskonzept und der klaren Aufteilung der Eigentumsverhältnisse umgeht. Der große Vorteil in dieser Investition liegt sicher darin, dass man selbst Eigentümer der Bäume wird. Die Plantage ist GPS-Vermessen und im Grundbuch nachprüfbar. Man kann selbst jederzeit zu „seiner“ Plantage reisen und diese begutachten.

Es ist dennoch äußerste Vorsicht geboten: Man darf sich nicht von dem Wort „Rendite“ täuschen lassen, da man keine regelmäßigen Auszahlungen erhält. Das Geschäftsmodell setzt auf eine hypothetische Entwicklung der Preise und Gesamtumstände über einen Zeitraum von 20 Jahren. Wer also sehr mutig ist, kann hier eine Investition wagen, die bei einem Verlust nicht weiter schmerzt. Eine garantierte Mehrung von Vermögen ist hier aber nicht gegeben.

Sicherheiten für die Wertentwicklung und die werbemäßig herausgestellte Rendite, egal ob 12% oder weniger gibt es schlicht und ergreifend nicht. Anleger können also auch in die Aufforstung der Fichte für Möbel eines bekannten Einrichtungsunternehmens mit vier Buchstaben investieren. Oder Sie fragen mal bei Ihrem Forstwirt um die Ecke, ob der noch eine schöne Tannenbaumplantage anbietet. Dort könnten Sie bei Problemen die Bäume dann wenigstens selbst abholen, was in Ecuador oder Costa Rica eher schwierig sein dürfte, da der 10 Jahre alte Teakholz-Baum wohl kaum ins Handgepäck im Flugzeug passen dürfte.  Die Anlegerschützer werden auf jeden Fall mit Spannung verfolgen, wie sich die Investitionen in Teak-Holz und andere ähnliche Angebote weiter entwickeln werden.

Die Artikel Highlights

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

Der Beitrag schildert die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung. Internetpublikationen können nur einen ersten Hinweis geben und keine Rechtsberatung ersetzen.

Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
22. Jahrgang - Nr. 1399 vom 1. Oktober 2014 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich