Kapitalanlagebetrug mit nicht existierenden Bankgarantien, leider kein neues Betrugsproblem – Von Dr. Thomas Schulte, Rechtsanwalt in Berlin
Im Herbst 2024 begann vor dem Landgericht München I ein aufsehenerregender Strafprozess wegen organisierten Anlagebetrugs. Im Zentrum des Geschehens: Ein 47-jähriger Geschäftsmann, der über Jahre hinweg mehr als 300 Privatanleger um fast 17 Millionen Euro betrogen haben soll. Der Angeklagte versprach seinen gutgläubigen Kunden hohe Renditen auf Geldanlagen, die schlichtweg nicht existierten. Zahlreiche Menschen, die teils hohe fünfstellige Beträge investierten, verloren dadurch ihre Ersparnisse. Was auf den ersten Blick nach einem Einzelfall aussieht, entpuppt sich jedoch als altbekanntes Problem: Betrügerische Machenschaften mit vermeintlichen Bankgarantien, die nicht ausgerottet werden können. Immer neue Firmen wie Mount Witney Group u.s.w. Einen direkten Handel mit Garantien (auch genannt Standby Letter of Credit, Letter of Credit, Bank Guarantees) gibt es nicht, bei dem eine außergewöhnliche Rendite für Anleger erzielt werden können.
Kapitalanlagebetrug mit nicht existierenden Bankgarantien – ein wiederkehrendes Problem
Immer wieder hören wir von Fällen, in denen ahnungslose Anleger Opfer von Betrügern werden, die mit nicht existierenden Bankgarantien operieren. Diese Masche ist in der Finanzwelt leider keine Seltenheit. Schon im Jahr 1999 stellte der Bundesgerichtshof klar, dass solche betrügerischen Handlungen eine Straftat nach dem Kreditwesengesetz darstellen. Doch trotz dieser klaren juristischen Positionierung hat sich die Vorgehensweise der Kriminellen kaum verändert – nur die Opfer wechseln.
Was ist eine Bankgarantie?
Eine Bankgarantie ist ein Vertrag, in dem eine Bank die Garantie für einen bestimmten Erfolg oder die Erfüllung einer Verbindlichkeit übernimmt. Das heißt, sollte eine dritte Partei ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, springt die Bank ein. Im internationalen Handel ist diese Praxis weitverbreitet, insbesondere im Bereich des Im- und Exports, aber auch bei großen Finanztransaktionen, etwa bei Börsengeschäften.
Doch diese Garantieverträge dienen primär der Absicherung und nicht dem Zweck, außergewöhnliche Gewinne zu erwirtschaften. Dennoch schaffen es Betrüger immer wieder, Anleger davon zu überzeugen, dass Bankgarantien hochprofitable Investmentmöglichkeiten darstellen.
Gibt es einen Handel mit Garantien?
Die kurze Antwort: Nein. Banken nutzen Garantien im Rahmen von normalen Geschäftsvorgängen, etwa zur Sicherung von Darlehen oder als Sicherheit in internationalen Handelsbeziehungen. Ein renditeträchtiger Handel mit Bankgarantien, wie ihn Betrüger oft darstellen, existiert jedoch nicht. Diese Versprechungen sind pure Fiktion und werden von Kriminellen genutzt, um Geld von gutgläubigen Investoren zu erbeuten.
Die Vorgehensweise der Betrüger
Die Betrüger verwenden raffinierte Methoden, um ihre Opfer zu täuschen und zu manipulieren. Drei ihrer häufigsten Tricks möchte ich Ihnen hier vorstellen:
- Glaube an Geheimwissen: Die Täter behaupten häufig, dass sie Zugang zu einem exklusiven, geheimen Investmentzirkel haben, dem nur eine kleine Gruppe Eingeweihter angehört. Diese Gruppe weiß angeblich, wie man durch den Handel mit Bankgarantien hohe Gewinne erzielt. Das Opfer fühlt sich geehrt, dass es in diesen erlesenen Kreis aufgenommen wird – ein großer Fehler.
- Dokumentengläubigkeit: Professionell gestaltete, aber gefälschte Referenzen und Dokumente werden vorgelegt, um den Eindruck zu erwecken, dass seriöse und bekannte Persönlichkeiten in das Geschäft involviert sind. Scheinbar makellose Vertragswerke und offizielle Siegel sollen jeglichen Zweifel ausräumen. Doch hinter dieser Fassade steckt nichts als heiße Luft. Gerne sind diese Unterlagen auch in fremden Sprachen.
- Eitelkeit der Opfer: Viele Menschen, die in solche Betrugsmaschen verwickelt werden, zögern, zuzugeben, dass sie die komplizierten Finanzkonstrukte nicht vollständig verstehen. Diese Eitelkeit nutzen die Täter schamlos aus. Sie geben den Opfern das Gefühl, zur Elite zu gehören, während sie ihnen gleichzeitig das Geld aus der Tasche ziehen.
Die Betrugsstory – So funktioniert der Trick
Die Betrüger erzählen eine überzeugende Geschichte: Das Opfer wird gebeten, einen erheblichen Geldbetrag zu investieren, der angeblich als Sicherheit für eine Bankgarantie dienen soll. Mit dieser Garantie würde dann auf den internationalen Finanzmärkten gehandelt, und die dabei erzielten Gewinne sollen mit dem Anleger geteilt werden. Klingt lukrativ, oder? Doch diese Geschichte ist völlig erfunden.
In Wahrheit gibt es keinen solchen Handel, und die eingesetzten Gelder verschwinden in den Taschen der Betrüger. Den Opfern bleiben nur leere Versprechen und das bittere Gefühl, auf eine betrügerische Masche hereingefallen zu sein.
Wie können Sie sich vor diesen Betrügern und Betrugsmaschen schützen?
Der Schutz vor Betrügereien, insbesondere im Bereich der Bankgarantien, erfordert ein hohes Maß an Wachsamkeit und kritischem Denken. Betrüger agieren oft mit großer Raffinesse und nutzen das Vertrauen und die Unwissenheit ihrer Opfer aus. Ihre Strategien sind darauf ausgelegt, durch verlockende Versprechen und überzeugend auftretende „Experten“ eine trügerische Sicherheit zu vermitteln.
Zunächst sollten Sie jedes unrealistisch hohe Renditeversprechen hinterfragen. Wenn Ihnen jemand eine schnelle und hohe Rendite in Aussicht stellt, ohne die damit verbundenen Risiken ausreichend zu erklären, sollten alle Alarmglocken bei Ihnen schrillen. Solche Versprechen sind oft ein klares Zeichen für einen potenziellen Betrug. Seriöse Investments erfordern Zeit und beinhalten immer ein gewisses Risiko; ein scheinbar risikoloser, profitabler Deal ist fast immer zu schön, um wahr zu sein.
Auch sollten Sie vorsichtig sein, wenn Ihnen exklusives Wissen oder Zugang zu einer vermeintlich elitären Investmentgruppe angeboten wird. Betrüger schaffen oft das Gefühl, man sei Teil einer besonderen Gruppe, die von einem „geheimen“ und äußerst profitablen Investment profitieren könne. Diese Art der Manipulation zielt darauf ab, das Urteilsvermögen zu trüben und die Opfer dazu zu bringen, schneller und unüberlegter zu handeln. Ein gesunder Skeptizismus gegenüber solchen Behauptungen ist daher essenziell.
Darüber hinaus ist es unabdingbar, alle vorgelegten Dokumente und Referenzen sorgfältig zu überprüfen. Betrüger sind oft geschickt darin, gefälschte Unterlagen oder manipulierte Dokumente zu präsentieren, die auf den ersten Blick authentisch wirken. Nehmen Sie sich die nötige Zeit, um die Echtheit dieser Unterlagen zu prüfen. Im Zweifel sollten Sie Experten hinzuziehen, die Ihnen dabei helfen, potenzielle Unstimmigkeiten oder Fälschungen zu identifizieren. Dieser Schritt mag zeitaufwendig erscheinen, doch er ist eine wertvolle Investition in Ihre finanzielle Sicherheit.
Es ist ebenso ratsam, unabhängigen Rat einzuholen, bevor Sie größere Geldsummen investieren. Ein vertrauenswürdiger Finanzberater oder ein erfahrener Rechtsanwalt können Ihnen eine objektive Einschätzung des Angebots geben und Ihnen helfen, potenzielle Risiken besser zu verstehen. Viele Betrügereien können bereits im Vorfeld durch eine solche zweite Meinung entlarvt werden, da diese Fachleute in der Lage sind, durch ihre Expertise problematische Aspekte frühzeitig zu erkennen.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die gründliche Information. Bevor Sie Ihr hart verdientes Geld in ein Investment stecken, sollten Sie das Geschäftsmodell und die damit verbundenen Risiken vollständig verstehen. Je komplexer und intransparenter das Modell erscheint, desto größer ist die Gefahr, in eine Betrugsfalle zu geraten. Eine gründliche Recherche und ein klares Verständnis des zugrunde liegenden Geschäftsmodells sind unabdingbar, um informierte Entscheidungen zu treffen und das Risiko zu minimieren.
Sollten Sie trotz aller Vorsicht den Verdacht haben, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, zögern Sie nicht, rechtlichen Rat einzuholen. Der Schritt zur Strafanzeige mag unangenehm erscheinen, doch er ist notwendig, um sich rechtlich zu schützen und möglicherweise weitere Opfer zu verhindern. Ein schnelles Handeln kann dazu beitragen, finanzielle Verluste zu minimieren und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Insgesamt erfordert der Schutz vor Betrügereien im Bereich der Bankgarantien nicht nur Vorsicht, sondern auch ein hohes Maß an kritischem Denken und die Bereitschaft, Hilfe von Experten anzunehmen. Indem Sie unrealistische Versprechen hinterfragen, sich gründlich informieren und unabhängigen Rat einholen, können Sie sich wirksam vor den Machenschaften von Betrügern schützen.
Fazit: Kapitalanlagebetrug wird immer raffinierter, um neue Opfer in die Fallen zu locken
Kapitalanlagebetrug mit nicht existierenden Bankgarantien ist eine weitverbreitete Masche, die immer wieder Menschen in den finanziellen Ruin treibt. Die Vorgehensweise der Betrüger mag raffiniert sein, doch mit einer gesunden Portion Misstrauen und der richtigen Beratung lassen sich solche Betrugsversuche oft schon im Vorfeld erkennen. Vertrauen Sie nicht blind auf Versprechungen und lassen Sie sich nicht von der Aussicht auf schnelle Gewinne täuschen. Schauen Sie bitte auch bei Auslandsgeschäften auf die Website des FBI (USA) z.B. mit einer Warnung zu I-031819-PSA. Viele Urteile haben Hinterleute persönlich zu Schadenersatz verpflichtet.