Schufa jako ośmiornica danych / Pixabay

Schon wieder ein SAM AG Retter in Insolvenz – diesmal die Thormann Capital GmbH

– Infoveranstaltung für geschädigte Kapitalanleger am 24.04.2013 Karlsruhe, 25.04.2013 Chemnitz, 26.04.2013 Berlin –

Die Thormann Capital GmbH aus der Gautinger Straße 10 in Starnberg galt seit einem Jahr für etwa 1.000 Neukunden der Schweizer Pleitefirma SAM Management Group AG als Retter. Warum? Der Rückkaufswert aus ihren gekündigten Lebensversicherungen – immerhin rund 15 Millionen Euro – verschwand nicht in mutmaßlich dunklen Kanälen der SAM AG, sondern wurde gleich von vornherein auf die Thormann Capital GmbH umgeleitet, die das Geld mit 6,5 Prozent jährlicher Rendite in neu zu bauende Biogas- und Solaranlagen des „Münchener Sonnenkönigs“ investieren wollten.

Doch nun ist der Retter selbst pleite. Am Donnerstag (11. April 2012) meldete die Thormann Capital GmbH beim Amtsgericht München Insolvenz an.Am Donnerstagvormittag war die Thormann Capital GmbH Ziel einer Durchsuchung der Staatsanwaltschaft München I gewesen.

Fakten nach zähen Endwirrungen:

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den SAM AG-Alleinaktionär Michael Frank Oberle (49) aus Würzburg und die beiden einstigen SAM AG-Direktoren Michael Hollenbach (45) aus Hurlach in Bayern sowie Daniel Fritsch (34) aus Erlensee in Hessen (zurzeit wegen Verdachts auf Bandenbetrug mit der S&K Gruppe in U-Haft, Aktenzeichen 7310 Js 230995/12 WI) und weitere Verantwortliche wie Dieter Kaufmann, Martin Schütz und Steuerberater Frank Schöncke aus Ismaning wegen des Verdachts des Betrugs und des Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz (Geschäftsnummer 324 Js 129882/11).
Michael Hollenbach war nicht nur Direktor der SAM AG. Er stand seit dem 28. Januar 2010 auch dem deutschen Vertrieb BESTLIFE Select AG aus der Elsenheimerstraße 53 in München vor, bis dieser am 23. Januar 2013 aufgelöst wurde und seitdem von Liquidator Dominik Grüneri (32) aus Pforzheim abgewickelt wird.
Außerdem verantwortete Hollenbach seit dem 1. Juni 2011 an selber Adresse die LEO ONE Green Invest AG als Vorstand, bis diese am 31. Januar 2013 aufgelöst wurde und seitdem ebenfalls von Dominik Grüneri liquidiert wird.
Weil die beiden Konten der SAM bei der Raiffeisenbank der Region Stans in der Schweiz seit dem 5. März 2012 im Auftrag der FINMA eingefroren wurden, die Vertriebe in Deutschland aber fleißig weiter Geschäft mit 14 Prozent Provision geschrieben haben und die Treuhand-Anwälte auch fleißig Lebensversicherungen gekündigt hatten, gründete Michael Hollenbach am 8. März 2012 in der Elsenheimerstraße 53 als neues eigenständiges Emissionshaus die LEO ONE Investment GmbH.

Die Rechtsanwälte Dr. Schulte und sein Team in Berlin vertreten in diesem Zusammenhang hunderte von Geschädigten Kunden und klagen gegen Verantwortliche und Treuhänder. Die Sachverhaltsaufklärung und Begleitung der Mandanten ist schwierig, zumal die Verwirrung rund um die Geldanlagen immer wieder ausgenutzt wird von Verantwortlichen, die ihre Schuld zur Seite zu schieben und sich auch als Retter zu gerieren. Teilweise sind mehrere Rettungsaktionen angeschoben worden, um Vertriebsmitarbeiter und Kunden hinzuhalten und zu verwirren.

Wer hat welchen Vertragspartner? – Verwirrung und der Sinn?

Rechtsanwalt Christian M. Schulter (34) von der Kanzlei Dr. Schulte Partner aus Berlin gegenüber GoMoPa.net den nahtlosen Übergang von der SAM AG zur LEO ONE Investment GmbH.

„Viele unserer jetzigen Mandanten sind unsicher, ob ihr Vertragspartner nun die SAM AG oder die LEO ONE (nun Thormann Capital) ist. Selbst von Seiten der beiden Gesellschaften war zu vernehmen, dass es in Einzelfällen nicht sicher zu sagen sei. Den Anlegern wurde es so dargestellt, dass es sich um das direkte Nachfolgeprojekt handele. So wurde seinerzeit für den Umstieg zur LEO ONE mit dem Slogan „Bitte umsteigen und gemeinsam aufsteigen“ geworben. Potentielle Kunden der SAM AG haben damals Antragsformulare der SAM AG unterzeichneten, am Ende jedoch Bestätigungen erhielten, dass sie nun an der LEO ONE beteiligt seien.“

Das fällt doch auf! In diesem Fall leider erst deutlich später, da die Symbole und Logos, welche von der SAM AG und der LEO ONE verwendet wurden, ähnlich und teilweise zu 100 Prozent identisch waren. So gerieten viele Anleger, die eigentlich einen Vertrag mit der SAM AG schließen wollten, unbemerkt zur LEO ONE. Der Sinn und Zweck bestand jedoch weiterhin in der Fortführung des Geschäftskonzepts der SAM AG. Eine Verbindung bestand hier unzweifelhaft. Das Gemüt der betroffenen Anleger beruhigte sich aber wieder schnell, denn zunächst sah es so aus, als sollte den neuen SAM AG-Kunden das Schicksal der 4.500 Alt-Anleger erspart bleiben, die seit mehr als einem Jahr um ihre seit 2009 eingezahlten rund 44 Millionen Euro bangen müssen.
Hier spielt sich folgendes Drama ab: Seit 24. August 2012 werden die SAM AG und die mit ihr verbundenen Firmen wie beispielsweise die BESTLIFE Select AG von der FINMA zwangsabgewickelt. Am 25. Februar 2013 wurde über die SAM AG der Konkurs in Hergiswil eröffnet.
Die Konkursliquidatoren der Kanzlei BAUR HÜRLIMANN Rechtsanwälte Zürich fanden zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 3,9 Millionen Euro vor. Diesem Geld stehen aber Verbindlichkeiten von rund 68,3 Millionen Euro gegenüber. Die SAM AG ist mit rund 64,4 Millionen Euro überschuldet. Ein Schock für die betroffenen Anleger und ihre Familien, ein Drama das noch weiter geht.
Zurück zur sicher geglaubten LEO ONE, bei der LEO ONE Investment GmbH gab es zunächst einen trügerischen Aufschwung:
Michael Hollenbach sorgte mit der LEO ONE Investment GmbH zunächst einmal als Sponsor im GT3-Motorsport für Aufsehen.
Im April 2012 gab die LEO ONE bekannt, der goldene LEO ONE Löwe aus München werde einen der Ferraris 458 GT 3 von Rennfahrer Freddy Kremer (zugleich Inhaber der Unternehmensberatung Multiconsult GmbH in München) bei der Rennserie GT open 2012 unterstützen.
Im September vermeldete das Unternehmen erste wirtschaftliche Erfolge: Man habe seit März 2012 schon konkret fünf Millionen Euro in eine Biogasanlage in Kelheim bei Regensburg des Generalauftragnehmers biongy GmbH aus Hamburg, eines Unternehmens der Münchner Beteiligungsgesellschaft Strasser Capital GmbH, investiert sowie in die Projektierung eines Sonnenkraftwerkes in Südafrika und in intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Metering. Geplant seien Investitionen in ein Geothermie-Kraftwerk zur Wärme- und Stromerzeugung sowie in Energiespeicherung (neuartiger HTTESS Wärmespeicher).

Aber zu diesem Zeitpunkt hieß die LEO ONE Investment GmbH schon gar nicht mehr LEO ONE Investment GmbH. Manager Michael Thormann (50) aus Starnberg hatte die LEO ONE Investment GmbH am 14. September 2012 gekauft und am 19. September 2012 in Thormann Capital GmbH umfirmiert. Am 19. September 2012 übernahm Thormann auch den Geschäftsführerposten von Michael Hollenbach, der zurücktrat.

Der Anleger-Schock kam im März 2013.

Alle Anleger, die der Thormann Capital GmbH beziehungsweise LEO ONE für ein Jahrzehnt mindestens 5.000 Euro anvertraut hatten und dafür eine monatliche Kapitalentnahme in Höhe von jährlich 6,5 Prozent bekommen sollten, erhielten plötzlich nichts mehr. Das betraf alle Anleger mit dem Tarif Green Up 10+.
Alle anderen Anleger, die die zweite Option Green Up 5+ mit mindestens 1.000 Euro für 5 Jahre Festanlage gewählt hatten, merkten davon erst einmal nichts, weil sie ja ihr Kapital mit jährlich 6,5 Prozent Zinsen erst am Ende der Laufzeit auf einen Schlag zurückerhalten sollten.

Zur Begründung des Auszahlungsstopps schrieb Thormann den Vertrieben (die Anleger selbst wissen bis heute nichts davon) am 5. März 2013 eine sehr verwunderliche Mitteilung (Auszug):

Am 14. September 2012 haben wir Sie darüber informiert, dass Herr Michael Thormann LEO ONE übernommen und zu Thormann Capital umfirmiert hat.
Zum Übernahmezeitpunkt konnte weder keine belastbare Stichtagsbilanz vorgelegt werden, noch wurde ein Kassensturz vorgenommen. Wir mussten in der Folge deswegen eine Steuerberatungsgesellschaft damit beauftragen, alle Buchungen seit Unternehmensgründung zu sichten, neu zu beurteilen und auch neu zu buchen. Das gleiche gilt für Zinsrückstellungen für die jeweiligen Produktvarianten.

Auf dieser Grundlage haben wir nun Folgendes festgestellt:

Die bis zur Übernahme getätigten Investments passen in ihrer Form, Struktur und Ausschüttung nicht mit den abgeschlossenen Kundenverträgen und deren Produktvarianten zusammen. Das bedeutet, dass aus den Assets (Anlagen) nicht genug Liquidität erzeugt wird, um damit die versprochenen monatlichen beziehungsweise jährlichen Anlegerausschüttungen bedienen zu können. Was wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilen können ist die Werthaltigkeit der getätigten Assets. Wir befinden uns insoweit nach wie vor in der Prüfung und führen intensive Gespräche mit den jeweiligen Vertragspartnern und Gesellschaften.

Was bedeutet das für Sie als Anleger?

Leider sind wir dazu gezwungen, fällige Zinsauszahlungen (je nach Produktvariante monatlich oder jährlich) vorerst einzustellen.“

Da fragt sich nicht nur der Anleger, sondern auch Rechtsanwalt Schulter: „Dies allein lässt einen kopfschüttelnd fragen, wie man aus kaufmännischer Sicht eine Gesellschaft übernehmen kann und auch gleichzeitig neue Anleger werben will, ohne sich ein genaues Bild über die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft gemacht haben zu können.“

Zweitens ist es nur schwer vorstellbar, dass Thormann erst im März 2013 gewusst haben soll, dass „aus den Assets (Anlagen) nicht genügend Liquidität erzeugt wird“.

Weitere Fragen stehen im Raum, Rechtsanwalt Schulter fragt: „Wie kann aber ein Unternehmen, das Anlegergelder entgegen nimmt, um diese in „hochprofitable Unternehmen“ zu investieren, wie es auf der Internetseite der Thormann Capital heißt, nicht genau wissen, wie viel diese Investitionen wert sind?“

Thormann war Aufsichtsratsvorsitzender der LEO ONE Investment GmbH

Thormann war seit 13. Juni 2013 Aufsichtsratsvorsitzender der LEO ONE Investment GmbH. Seine Berufung wurde am 20. Juni 2012 auf Ad-hoc-news veröffentlicht.
Zum Amtsantritt verkündete Thormann: „Wir stellen sicher, dass die LEO ONE-Investments permanent überprüft werden. Der Investor muss jederzeit wissen, wie sein investiertes Kapital arbeitet.“ Dies sei für ihn persönlich eine wichtige Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender. Ein zweiter Bereich seien Kriterien für den Einsatz des Investitionskapitals. „Wir installieren kurzfristig eine feste Mittelfreigabe-Kontrolle. Und sind dazu bereits mit renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Gespräch“, erklärte Michael Thormann.
Sein Fazit im Sommer 2012: „LEO ONE ist ein wachstumsorientiertes modernes Unternehmen mit modernen Investments. Alles, was wir tun, ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Danach richten wir unsere Strukturen aus.“

Sicherheit und Seriosität?

Rechtsanwalt Schulter merkt dazu an: „Dies klang für viele der Anleger der LEO ONE bzw. später der Thormann Capital seriös und sicher, so dass man guten Gewissens sein hart erspartes Geld dort anlegen könne.
Auch die vorhergehenden Aussagen von Michael Thormann direkt, wonach Sicherheit bei der LEO ONE / Thormann Capital groß geschrieben werde, stellten ein Bild dar, das den Anlegern Seriosität und Professionalität vermittelte. Entsprechendes berichten uns immer wieder geschädigte Anleger, die sich nun hilfesuchend an die Kanzlei Dr. Schulte und sein Team wenden.
Auch gegenüber den Vertriebspartnern hat die Thormann Capital stets betont, dass es sich bei der Kapitalanlage um eine solide Angelegenheit handele und die investierten Gelder sicher seien.
Noch zur Jahreswende 2012 / 2013 teilte die Thormann Capital mit, dass alle Forderungen der Anleger besichert seien und es keine Gefahren für das investierte Geld gäbe. Gleichzeitig hat die Thormann Capital jedoch schon einen Großteil ihrer Vertriebsmitarbeiter gekündigt. Offenbar um Kosten einzusparen.“

Die Realität sah anders aus:

Im März 2012 stellte Thormann alle Zahlungen ein. Der Geschäftssitz an der Elsenheimerstraaße 53 wurde gräumt, wird aber weiterhin auf der Homepage im Impressum angegeben.
Rechtsanwalt Schulter: “ Seit März 2013 erhält keiner der Anleger mehr seine monatlichen Ausschüttungen. Eine offizielle Begründung hierfür ist von Seiten der Thormann Capital bisher nicht erfolgt. Die Betroffenen tappen größtenteils im Dunklen. Auch telefonisch ist keine Information zu erhalten. Seit Anfang März 2013 hat die Thormann Capital nur noch einen Anrufbeantworter geschaltet. Persönlich ist niemand mehr zu sprechen.“

Der Firmensitz wurde an Thormanns Privatadresse nach Starnberg verlegt.

Am 11. April 2013 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft dort sämtliche Bankunterlagen und den Geschäftsverkehr im Zusammenhang mit einem Betrugsverfahren gegen Michael Frank Oberle, Michael Hollenbach und andere. Thormann wurde bislang nur als Zeuge vernommen.
Wohl, um einem Verfahren wegen Insolvenzverschleppung zu entgehen, fuhr Thormann noch am selben Tag nach München, um am Amtsgericht für die Thormann Capital GmbH Insolvenz anzumelden.

An wen können sich die betroffenen Anleger wenden oder wo und wie gibt es Hilfe?

Rechtsanwalt Schulter: “ Die staatsanwaltlichen Ermittlungen alleine werden nicht dazu führen, dass die Anleger ihr investiertes Geld zurückerhalten. Es ist für die Branche, aber vor allem für die betroffenen Anleger schlimm, dass nach der SAM AG und der S&K-Gruppe nun die nächste Gesellschaft Pleite geht, der die Anleger ihre sicheren und sicher geglaubten Lebensversicherungen etc. verkauft haben. Aufgrund unserer Erfahrung in Sachen SAM AG, bei der wir die „Geschädigtengemeinschaft SAM AG“ gegründet haben und der schon mehrere hundert Anleger beigetreten sind, haben sich nun auch schon einige Anleger der Thormann Capital (ehemals LEO ONE) hilfesuchend an uns gewandt. In deren Interesse werden wir uns bemühen, die Verantwortlichen für dieses Debakel, dieses Drama in Haftung zu nehmen.“

Die Rechtsanwälte planen für Vertriebsmitarbeiter und Kunden, die sich aus erster Hand informieren wollen, Informationsveranstaltungen am 24.04.2013 in Karlsruhe, 25.04.2013 in Chemnitz und am 26.04.2013 in Berlin. Interessenten werden gebeten sich unter dr.schulte@dr-schulte.de anzumelden.

Die Artikel Highlights

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

Der Beitrag schildert die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung. Internetpublikationen können nur einen ersten Hinweis geben und keine Rechtsberatung ersetzen.

Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
22. Jahrgang - Nr. 957 vom 17. April 2013 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich