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VK1 Indexzertifikate der Varengold Bank AG

Wo sind die Auszahlungen an die Anleger geblieben? – Was ist mit dem geringen Erlös von 3,99 Euro pro Zertifikat?

Das Kapitalanlageprodukt VK1 ist ein Indexzertifikat, welches in Form von Inhaberschuldverschreibungen von der Varengold emittiert worden ist. Der Index basierte auf „einer Vielzahl unterschiedlicher Hedgefonds und Strategien“. Fälligkeitstag war der 15.02.2013. Bis heute wurden die Zertifikate nicht vollständig abgewickelt – Wird das Warten der betroffenen Anleger belohnt?

Soll – und Ist-Stand der VK1 Indexzertifikate?

Nach eigenen Angaben hat die Varengold Bank AG das Allokationssystem VK1 nach 2009 nicht mehr fortgeführt. Die Anleger wurden aufgefordert einen Anteilsnachweis mit Stand 15.02.2013 bzw. die Endfälligkeitsabrechnung ihrer depotführenden Stelle vorzulegen. Der Erlös: 3,99 Euro pro Zertifikat und ein Anteiliger Betrag aus der Abwicklung der Barclays Bank Anleihe, die zur Absicherung erworben wurde. Besorgte und verunsicherte Anleger wenden sich an die Rechtsanwälte der Kanzlei Dr. Schulte und sein Team Rechtsanwälte mbB – denn bis heute ist der Erlös aus der Anleihe unklar. Der Baranteil ist nur ein Bruchstück des Einstandskurses (grds. über 100 Euro pro Zertifikat). Auf Nachfragen bei der Emittentin werden betroffene Anleger auf die Homepage der Varengold verwiesen. Dort aber erfolgte die letzte Aktualisierung zum VK1 Indexzertifikat im Februar 2013. Nun bangen die Anleger um ihr Geld.

Fakten zur Varengold Bank AG:

Die Varengold Bank AG (zuvor Varengold Wertpapierhandelsbank AG) ist eine unabhängige, deutsche Privatbank. Das Unternehmen ist an der Frankfurter Börse gelistet und unterliegt der Regulierung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Zudem ist diese Mitglied der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) wodurch Einlagen je Kunde bis zu einer Höhe von 100.000 Euro gesetzlich geschützt sind.

Was sind Indexzertifikate?

Grundsätzlich basieren Indexzertifikate auf Basiswerten wie Aktien- , Rohstoff- oder auch Wertpapierindexen. Der Index setzt sich aus einer genau festgelegten Zahl von Aktien zusammen. Deshalb entspricht der Kurs eines Zertifikates grundsätzlich jederzeit der Summe der Kurse der einzelnen Aktien, gewichtet nach ihrem Anteil am Zertifikat.

Das Kapitalanlageprodukt VK1 ist ein Indexzertifikat, welches in Form von Inhaberschuldverschreibungen von der Varengold emittiert worden ist. Hier basiert der Index nicht auf Börsennotierten Aktienkursen sondern auf „einer Vielzahl unterschiedlicher Hedgefonds und Strategien“, es handelt sich dabei um ein von der Varengold „konstruiertes diversifiziertes Hedgefonds- Produkt“, heißt es wörtlich in der Produktbeschreibung.

Anders als bei Indexfonds sind Zertifikate meistens günstiger, haben aber ein Emittentenrisiko, wogegen Fonds meist etwas teurer sind, jedoch in der Regel Sondervermögen darstellen. Im Falle der Insolvenz des Emittenten ist der Anleger hier anders wie beim Zertifikat vor dem Totalverlust gesichert.

Versprechen der Risiko Verstreuung und Gewinnoptimierung

Durch die Auswahl der vom Index abgebildeten Hedgefonds sollte „unabhängig von der Entwicklung der Kapitalmärkte eine mittel- bis langfristig positive absolute Wertentwicklung des VK1 Index- Zertifikats erreicht werden“.

Zusammengefasst: es sollte die altbewehrte Strategie der „Risiko Verstreuung“ angewendet werden, heißt: das Geld nie auf eine Schale legen, sondern auf verschiedene verteilen, um so das Risiko des Totalverlustes zu miniminieren. Dies ist keine revolutionäre Entdeckung, klingt aber logisch und vernünftig.

Ging die Taktik nicht auf? Was lief schief?

Nun war am 15.02.2013 Stichtag. Die Zertifikate sollten abgerechnet werden. Die Varengold teilte den Anlegern mit, dass sich der Rückzahlungsbetrag aus zwei Komponenten zusammensetzt: dem Baranteil im Rahmen des VK1 – Indexzertifikates und einer zur Absicherung erworbenen Anleihe der Barclays Bank. Aus dem Baranteil wurde ein Rückzahlungsbetrag von 3,99 Euro je Zertifikat berechnet. Zum Vergleich – der Einstandskurs betrug grundsätzlich über 100 Euro pro Zertifikat. Auch die Barclays- Bank Anleihe basierte auf einen Hedgefonds der Abgewickelt werden sollte. Das Ergebnis der Abwicklung wird nicht bekannt gegeben. Es wird von einer „Preisklemme“ der Barkleys Bank gesprochen. Die Varengold Bank AG gibt an, „zur Wahrnehmung der Interessen der Anleger gegenüber der Barclays- Bank eine renommierte Anwaltskanzlei beauftragt zu haben“.

Folglich ist wohl bisher nur der Baranteil in Höhe von 3,99 Euro pro Zertifikat sicher. Ob die Barclay Bank Anleihe abgewickelt wurde und ob ein Erlös zu erwarten ist, ist äußerst fraglich. Seit dem Fälligkeitstag sind nun über zwei Jahre vergangen und die Anleger warten immer noch vergeblich auf Informationen.

Ganz entscheidend bleibt noch die Antwort auf die Frage offen, wohin die weiteren Mittel der Anleger geflossen sind und wie es hier zum Verlust kommen konnte. Schließlich sollte nach dem Prinzip der Risiko Verstreuung diversifiziert investiert werden. Die Varengold Bank AG blieb den Anlegern bisher aber eine Antwort schuldig. Somit bleiben die Fragen nach dem wie geht es weiter und wo sind die Gelder?

Die Artikel Highlights

Empfehlung von Dr. Thomas Schulte wegen großer Erfahrung und erfolgreicher Prozessführung, z.B. Titelbeitrag im Magazin „Capital“, Ausgabe 07/2008.

Der Beitrag schildert die Sach- und Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung. Internetpublikationen können nur einen ersten Hinweis geben und keine Rechtsberatung ersetzen.

Ein Beitrag aus unserer Reihe "So ist das Recht - rechtswissenschaftliche Publikationen von Dr. Schulte Rechtsanwalt" registriert bei DEUTSCHE NATIONALBIBLIOTHEK: ISSN 2363-6718
23. Jahrgang - Nr. 1614 vom 29. Mai 2015 - Erscheinungsweise: täglich - wöchentlich