Es trifft schon wieder tausende betroffene Anleger – NCI Anleger und ihre Familien bangen um ihr sicher geglaubt investiertes Geld in den Fonds von Selfmade Capital und New Capital Invest.
Seit der Pleite des deutschen Windkonzerns PROKON droht dem Grauen Kapitalmarkt ein neuer Anlegerskandal ungeahnten Ausmaßes. Zahlreiche Anleger erhielten vor Kurzem Post von ihrer Fondsgesellschaft, etwa Anleger in einen der Emirates-Fonds I bis VII der Selfmade Capital oder der NCI-Fonds 11, 16 oder 19 von New Capital Invest, in denen sinngemäß darauf hingewiesen wurde, dass die Entwicklung der Beteiligung „nicht planmäßig“ sei.
Malte Andrè Hartwieg Karriere – vom Bauarbeiter zum Finanzmakler
Selfmade Capital und New Capital Invest sind Unternehmen des Firmengeflechts von Malte André Hartwieg, der sich von einem Bauarbeiter zu einem der größten Finanzmakler Deutschlands hochgearbeitet hatte und ein Firmengeflecht von an die 100 Unternehmen leitete und hier mit Anlegergeldern in dreistelliger Millionensumme jonglierte. Vertriebsplattform seines Firmenimperiums war dima24.de.
Neben der Selfmade Capital, die insbesondere Emirates-Fonds auflegte und hierbei in Gold, Bio-Diesel und Flughafenerweiterungen investierte, und der New Capital Invest mit Fonds in Öl- und Gasförderung, vertreibt die Euro Grundinvest als Tochter der Nitro Invest Beteiligungsgesellschaft Immobilienfonds und Panthera Trendfolge-Index-Fonds.
Die Fondsversprechungen waren verlockend:
Ein Fonds, der in Abu Dhabi eine Biodiesel-Raffinerie finanzieren sollte, versprach eine Rendite von 17,5 %. Mit dem New Capital Invest-Fonds „USA 19 Öl und Gas“ werde am attraktiven Öl- und Gasmarkt in den USA mitverdient. Rendite auch hier: 17 %. Auf ihrer Internetseite warb New Capital Invest mit einer „Beteiligungsstrategie, die den Fokus auf Sicherheitsaspekte, überdurchschnittliche Renditen und überschaubare Laufzeiten richtet“.
Renditeversprechungen überzeugten Anleger – Risikobedenken wurden ausgeschaltet
Bei derartigen Renditeversprechen scheuten viele Anleger das Risiko nicht und gaben ihre Gelder dem Mann mit dem Oberlippenbart und breitem Grinsen, der auf vielen Fotos wie ein Hollywood-Schauspieler aussah, die Anleger vertrauten auf Charisma und Sympathie. Doch seit die Ausschüttungen der Fonds Emirates I bis VII sowie New Capital Invest 11, 16 und 19 stocken, sind viele betroffene Anleger – leider nun zu spät – hellhörig geworden. Bei den verunsicherten Anlegern und ihren Familien meldet sich verspätet nun auch das schlechte Bauchgefühl mit den drohenden Risiken.
Dabei hatte das LG München 1 bereits im letzten Jahr zwei Gesellschaften des Hartwiegs-Imperiums auf Rückabwicklung der Kapitalanlage eines Anlegers verurteilt, weil insbesondere die Risiken des Emirates-Fonds nicht hinreichend im Prospekt deutlich gemacht worden seien. Derzeit laufen bei der Staatsanwaltschaft München diverse Strafanzeigen von Anlegern. Und dies wohl nicht ganz zu Unrecht, wie Herr Dr. Erik Kraatz, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Dr. Schulte und sein Team und Privatdozent, u. a. für Wirtschaftsstrafrecht an der Freien Universität Berlin, meint: „Angesichts der hohen Renditeversprechungen und des Umstandes, dass die Fonds die Anlegergelder u. a. in stille Beteiligungen an US-Firmen und Genussrechte an Firmen etwa in Dubai investiert haben, die zwar Rendite versprachen, aber nicht sicherstellten, sieht auch hier vieles nach einem reinen Schneeballsystem aus. Dies bedeutet, dass die versprochenen Renditezahlungen nur durch neue Anlegergelder bezahlt werden konnten, nicht aber über die erfolgten Investitionen. Das kürzlich von der Pleite betroffene System PROKON lässt grüßen.“
NCI und Selfmade Capital ist rechtlich gesehen keinem Überraschungs-Ei entsprungen!
Diese Rechtseinschätzung ist keineswegs neu. Bereits im Januar 2014 wurde in der Presse gelegentlich über den Verdacht eines illegalen Schneeballsystems bei den von Hartwieg kontrollierten Unternehmen gesprochen.
Neben Hartwieg steht Christian Kruppa im Fokus, der die Fondsgesellschaften des Hartwieg-Imperiums kontrollierte und führte. Nachdem Kruppa früher wohl bei Trend Capital beschäftigt gewesen ist, die ebenfalls in den Emiraten Fondsgelder anlegte und deren Firmenchef im letzten Jahr wegen Betrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, wird man wohl keine Kristallkugel brauchen, um den Ausgang dieses neuerlichen Krimis am Grauen Kapitalmarkt vorauszusehen. Den Anlegern bleibt nur der Weg zum erfahrenen Rechtsanwalt, um Rettungsmaßnahmen und Ansprüche für betroffene Anleger und den Anlegerschutz zu prüfen.
Der vorliegende Text wurde verfasst von PD Dr. jur. habil. Erik Kraatz.