Das Donald Trump auch noch die jüngste amerikanische Börsenhausse zu seinen Verdiensten zählen würde, war zu erwarten. Nüchtern betrachtet zählen aber doch eher Einzelphänomene wie aktuell der unerwartet hohe Quartalsgewinn des Digitalgiganten Apple, der den Dow Jones auf über 22.000 Punkte hievte. Apple allein ist jetzt 700 Milliarden Euro wert. Nebenbei: Die Führung von Apple zählt nicht zu den Freunden von Mr. Trump.
Börsenentwicklung – Kapitalertragssteuern – Goldman Sachs
Seit Jahresbeginn hat der Dow um elf Prozent zugelegt, der Dollar hingegen um zehn Prozent eingebüßt, selbst gegen den Peso aus Mexiko gab er nach. Wer will, kann darin eine Dosis Anti-Trumpismus entdecken – oder einen Flop von Mr. Trump, der die Steuern senken wollte, um die US-amerikanischen Unternehmen (bevorzugt auch die seiner Familie) zu unterstützen. Nachdem die aber sooo erfolgreich sind, brauchen sie keine verminderten Kapitalertragssteuern. Dumm gelaufen!
Für Goldman Sachs, Vorzeigebank der Wall Street, läuft es dagegen derzeit nicht so rund. Firmenchef Lloyd Blankfein räumt ein, sein Haus sei zu abhängig von Geschäften mit Hedgefonds. Andere Banken hätten dagegen mehr klassische Unternehmenskunden. „Wir hätten verhindern müssen, dass uns das aus der Balance gerät“, bekennt Blankfein. Er muss als Nächstes aufpassen, dass seine Führungskompetenzen nicht aus der Balance geraten, im Verwaltungsrat beispielsweise.
Zukunftsmarkt: Gentechnik – Digitalisierung – Quantenmechanik
Aus dem Land der nicht mehr ganz so unbegrenzten Möglichkeiten werden sensationelle Fortschritte in der Gentechnik gemeldet. US-Wissenschaftler beschreiben in einem jetzt erschienenen Artikel in „Nature“, wie sie bei einem Embryo ungünstige Erbeigenschaften – es ging um zu erwartende Herzmuskelprobleme – korrigierten. Mit Manipulation gesunder Gene habe das aber nichts zu tun, verteidigt sich Mitautor Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health & Science University. Wohl aber mit einem Zukunftsmarkt – als Laien, denen wir uns fast alle in diesem Bereich zuordnen, dürfen können wir Ergebnisse bewundern. Damit erschöpft sich unser aller Kompetenz sicher. Beim Einblick in die Literatur erleuchtet uns der Vergleich mit dem Mittelalter: Damals – vor dem mittelalterlichen Klimaoptimum mit einer gegenüber heute (ohne CO2 – Ausstoß) um 4,5º C erhöhten Durchschnittstemperatur – konnten 6% der mitteleuropäischen Bevölkerung lesen und schreiben. Heute kann 1% der Bevölkerung programmieren und ein größerer Teil unserer Mitbürger digital kommunizieren. Der Leser sollte diesen Prozentsatz nicht überschätzen. Zu für uns relevanten Wissenschaftsthemen zählen neben der Digitalisierung die Gentechnik und die Quantenmechanik – welchen Prozentsatz hinter dem Komma haben wir dafür als kompetentes Publikum?
Kartellbildung – Dieselgipfel – Abgasbetrug
Ein Fall doppelter Kartellbildung bewegt Deutschland. Erst machten die drei großen Konzerne VW (inklusive Porsche und Audi) mit Daimler und BMW jahrelang heimlich in wichtigen Fragen gemeinsame Sache. Nun, nach dem Fünfer-Kartell, wirkt ein zweites Großkartell – das kollusive Zusammenspiel der Autoindustrie mit der Politik. Es erzielte auf dem gestrigen Dieselgipfel, dass der jahrelange Abgasbetrug im Wesentlichen mit kostengünstigen Software-Updates beantwortet wird – die jedoch nur rund 25 Prozent der Stickoxid-Emissionen reduzieren. Am alten Motor wird nicht mehr gebastelt. VW-Ingenieure sollten in die Zukunft schauen, sagt Konzernchef Matthias Müller. Das neue Doppelkartell hat das Wort „Vertrauen“ klein geschreddert wie auf einem Schrottplatz – das wird Arbeitsplätze kosten, aber nicht die der Führung: Seit Tagen finden sich in der anspruchsvollen Presse Beiträge über die Zukunft der Fahrzeugantriebe – gerade heute im inflationären Umfang unter Bezug auf ostasiatische Staaten. In Deutschland – aber ja: Hessen scheint Vorreiter zu sein, erstellt Wasserstofftankstellen mit Energie aus Sonnenkraft (mit Tankzeiten von drei Minuten) mit Reichweiten von 600 km parallel zu Elektrotankstellen (in einer Gemeinde mit ca. 30.000 Einwohnern 200 Stück mit Tankzeiten von im Idealfall drei Stunden) mit Reichweiten von 200 km, wenn es nicht kalt wird. Tesla ist dabei kein Maßstab – das Unternehmen muss erst mal überleben.
BMW-Chef Harald Krüger wird am heutigen Donnerstag zusätzlich zur Halbjahresbilanz die Dieselpolitik erklären müssen. VW und Daimler haben sich als Kartellbrüder selbst bei den Behörden angezeigt und die Münchener im Regen stehen lassen. Dabei hatte sich BMW sogar noch einen eigenen teuren Stickoxid-Katalysator zur Linderung der Umweltprobleme einfallen lassen. Fans der Freude am Fahren können sich damit trösten, dass die Firma der Familie Quandt zwischen April und Juni mehr als 633.000 Autos verkaufte (plus fünf Prozent) und fast 26 Milliarden Euro umsetzte (gut drei Prozent mehr) – der Ärger der Fahrer von Fahrzeugen mit Dieselantrieb wird sich eher gegen Stadtverwaltungen richte, die irgendwann Fahrverbote gegen ausgewählte Fahrzeuge aussprechen.
Wundergeschichten vom deutschen Mittelstand
Zu den aktuellen Wundergeschichten des deutschen Mittelstands gehört der Sieg des 73-jährigen Kurt Hesse aus Nürnberg über den großen börsennotierten Ferrari-Konzern aus Italien. Der deutsche Spielzeugauto-Fabrikant muss keine Lizenzgebühren mehr für die seit Jahren inaktive Ferrari-Marke „Testarossa“ zahlen, befand das Düsseldorfer Landgericht. Testarossa-Karossen waren einst in der TV-Serie „Miami Vice“ Kult. Nun will Hesse, früher Produzent von Carrera-Rennbahnen, mit seiner Firma Autec AG auch Fahrräder, E-Bikes und Rasierer der Marke „Testarossa“ unter die Leute bringen. Motto des Seniors: „Sie müssen bei dem, was Sie wollen, Nachhaltigkeit beweisen.“ – nun spielt mal schön!
Arbeitsmarkt Deutschland: Willkommenskultur
Viel Aufmerksamkeit dürfte dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer heute gewiss sein, wenn er in Berlin mit CDU-Politikerin Julia Klöckner sein Flüchtlingsbuch „Wir können nicht allen helfen“ vorstellt. Zum Skandal taugt es nicht, nur zu einer offenen Diskussion. Der Grüne will den Zuzug begrenzen, warnt vor Euphorie, findet nun aber auch, einige Flüchtlinge würden den Arbeitsmarkt bereichern: „Willkommenskultur, verstanden als freundliche Aufnahme, ist daher schon aus Eigennutz erforderlich.“ Damit dürfte es für Palmer sogar eine Willkommenskultur in seiner eigenen Partei geben – inwieweit das gilt, wenn die hier noch nicht wahrgenommenen Migranten aus dem Gebiet der Subsahara kommen…
Ich wünsche Ihnen einen rasanten Verlauf des restlichen Tages. Es grüßt Sie herzlich Jürgen P. Müller MBA